In diesem Workshop möchte ich einen Überblick über die gebräuchlichen Bluesformen geben. Natürlich kann das keine vollständige Liste sein, ich habe mich nur auf die wichtigsten Bluesformen beschränkt. Wer trotzdem noch eine Form vermisst kann mir diese gerne mailen, ich ergänze dann.
Die meisten Beispiele sind in C-Dur notiert, unterhalb der Zeilen sind die Stufen angegeben.
12 Takte Bluesform "slow change"
Meiner Meinung nach die am häufigsten verwendete Bluesform. Im 12. Takt wird auf die 5. Stufe gewechselt, dies wird Turnaround genannt.
12 Takte Bluesform ohne Turnaround
Dies ist eigentlich die ursprüngliche Bluesform. Ich bringe sie jedoch an zweiter Stelle, weil ich sie seltener im praktischen Einsatz sehe. Der Turnaround wird hier nicht gespielt, was zur Folge hat, dass die 1. Stufe 6 Takte am Stück gespielt wird (nach dem ersten Durchgang). Anfänger haben hier oft Probleme die Form zu halten.
12 Takte Bluesform "quick change" mit Turnaround
Hier wird im zweiten Takt auf die 4. Stufe gewechselt. Dadurch bietet diese Bluesform etwas mehr harmonische Bewegung. Auch eine der am häufigsten gespielten Bluesformen.
12 Takte Bluesform "quick change" mit Erweiterung der 4. Stufe
In dieser Form wird die 4.Stufe im 6. Takt um einen Halbton erhöht. Gespielt wird ein vollverminderter Akkord. Dies sorgt für weitere harmonische Abwechslung.
"Stormy Monday Blues"
Dies ist eine ganz besondere Bluesform. Sie wird sehr langsam und getragen gespielt. Besonders ist die halbtaktige Erhöhung im 3. Takt und danach die ungewöhnliche Akkordfolge im 7. und 8. Takt zeichnen diese Bluesform aus. Der Ab7 läßst sich noch als eine Tritonus-Substitution der V. Stufe deuten. Der Bb7 ist jedoch völlig Tonartfremd. Klingt aber extrem cool.
Die Form wird meistens in G-Dur, gelegentlich in A-Dur gespielt. Ich hab's in G aufgeschrieben.
12 Takte Jazz-Blues
Was den Jazz auszeichnet sind die II-V-I Kadenzen. Und genau dies wird im Jazzblues eingebaut (siehe auch Die erweiterte Kadenz). Es entsteht eine harmonisch bewegte Form, die sich durch die Folge der fallenden Quinten auszeichnet. Spielweise als Swing bis hin zu Uptempo Bebop-Style.
Erweiterte Jazz-Blues Form "Au Privave"
Dies ist eine Bluesform von Charly Parker geprägt. Es werden intensiv II-V Kadenzen eingesetzt. Als Uptempo Swing oder Bebop gespielt. Hier wie im Original von Charly Parker in F notiert.
Charly Parker Major-Blues "Blues for Alice"
Diese Form darf in dieser Sammlung natürlich nicht fehlen. Das Besondere ist, es ist ein "Major-Blues", der erste Akkord ist kein Dominantseptakkord, sondern ein major-7-Akkord. Hier wird eigentlich so ziemlich jeder Akkord ersetzt, umgedeutet und durch eine II-V Kadenz ersetzt. Die I. Stufe wird nicht mehr gespielt, sondern gleich die nächste II-V Kadenz angereiht. Die harmonische Deutung spare ich mir. Diese Form ist definitiv als Bebop (~200 bpm) zu spielen und harmonisch sehr anspruchsvoll. Charly Parker eben. Hier in F notiert, wie der Original-Tune.
8-taktige Bluesform
Ein Blues muss nicht immer 12 Takte haben, es gibt auch eine 8-taktige Form, die im Prinzip ein verkürztes 12-Takte-Schema ist.
"Mary had a little lamb"-Blues
Eine besondere 8-taktige Bluesform. Sie beginnt mit der VI. Stufe und (wichtig!) hat keinen Turnaround. Sehr schön zu spielen, wird meist eher im R&R Stil gespielt.